9. Tag, Dienstag, 11. September 2007, Jekaterinburg - Ural - Ufa

Wir haben etwas Zeit. Wir wollen heute nach Ufa fahren. Nicht ganz so weit. 700 km schätzen wir.

Neue Zeitzone dürft auch wieder sein. Wir wissen nie genau wie spät es wirklich ist.

Nach dem Frühstück Stadtbesichtigung zu Fuß – ja auch zur Blutkathedrale natürlich.







Am Hotel Parkplatz angekommen – wird vor dem Losfahren noch Rostlöser – was anderes haben wir nicht – zwischen die Einlagebleche gesprüht.

Die Mädels in der Rezeption sind nicht in der Lage uns zu sagen wir wir aus der Stadt rauskommen.

Auch gut – richtungsmäßig müssen wir quer durch – wir werden schon auf eine Ausfallstraße treffen.

Gelingt relativ einfach – und wir sind unterwegs wie die Tage zuvor. An der Landschaft hat sich noch nicht viel verändert – mehr Felder und Dörfer sind vielleicht zu sehen. Ansonsten Birken, Birken, Birken.



40 km westlich von Jekaterinburg soll irgendwo ein Obelisk stehen. Hier verläuft die imaginäre Trennlinie Europa – Asien. Aha, an der Landschaft merkt mans jedenfalls nicht.

Die natürliche Grenze ist der Ural. Den haben wir ja auch noch vor uns – haben wir ganz vergessen – unsere Karte von Westrussland beginnt erst danach.

Nach einigen Stunden sind in der Ferne bewaldete Hügel zu sehen. Die Straße führt mitten durch. Sanfte nicht sehr hohe Hügel – dagegen ist die Hohe Wand ein echter Berg – dafür fahren wir stundenlang durch die Hügel – bergauf – bergab.

Vor uns überholen die Russen die LKWs rechts am Bankett wenn sie links nicht vorbeikommen. Wir passen uns an – machen wir dann auch so. Russisch eben.



Hügel links – Hügel rechts – echt mal eine Abwechslung zur bisherigen Fahrt durch die Ebene.

Neben der Fahrbahn sind immer wieder Standln aufgebaut –in denen alles mögliche verkauft wird. Was sehen wir da: Autotüren, Kotflügel, Auto-Ersatzteile (ahso hier tauchen die Autos wieder auf – in Teilen halt), Pistolen, Gewehre, irgendein Klumpert und vor allem Luftmatratzen. Wer soviel Luftmatratzen hier in den Hügeln braucht ist uns ein Rätsel.



Langsam wird uns klar – die Hügeln da - das ist der Ural. Haben wir uns wesentlich spektakulärer vorgestellt.

Am Abend fängts schwach zu regnen an.

Wir kommen langsam wieder in die Ebene runter. Die Ebene ist leicht wellig.

Der Regen wird stärker

Dämmerung.

Der Regen wird echt stark.

Noch 50 km bis Ufa – sehr finster schon und starker Regen. Kaum noch was zu sehen.

Dann endlich die Stadteinfahrt – natürlich wieder mit Checkpoints – auf einer Art Stadtautobahn mit zig Abfahrten – keine Ahnung wo es in das Zentrum reingeht.

Es regnet in Strömen. Aus dem Auto ist nicht mehr viel sehen – hoffentlich fahren wir niemanden rein – wir entschließen uns abzufahren und ein Taxi zu suchen. Als wir von der Autobahn runter sind und auf eine Hauptstraße einbiegen – regnet es so stark dass der Scheibenwischer es nicht mehr schafft die Scheibe frei zu halten. Wir öffnen die angelaufenen Seitenfenster – es regnet sofort hinein – aber zumindest können wir nach vorne sehen – wir werden nass.

Wir schaffens grad noch in eine Nebenfahrbahn und bleiben stehen. Hat keinen Sinn weiterzufahren – erstens wissen wir nicht wohin und zweitens wer weiß ob wir ein Taxi überhaupt sehen.

Auf den Scheiben rinnt das Wasser so stark dass man den Eindruck hat in einem U-Boot zu sitzen.

Wir müssen aber weiter – es ist schon nach 10 – wer weiß wie lang die oder das Ausländer-Touristen-Hotel mit Geheimdienstcomputeranschluß offen haben.

Fahren wieder auf die Hauptstraße zurück mit offenen Fenstern.

Da ein Taxi. Sofort hin.

Der Taxler fährt wie ein Verrückter im Regen. Kaum dass der Panda
mithalten kann – zurück auf die Autobahn – quer durch die Stadt.

Durch finstere Gegenden.

Dann eine Einfahrt – schmiedeisernes Tor, ein kleines Wäldchen – dahinter eine prächtige glitzernd beleuchtete Fassade – groß steht drauf „Hotel President“. Limousinen parken davor. Macht nix – wir stellen den Panda dazu.

Große Eingangshalle mit viel Security. Die Sonnenbrillentypen im dunklen
Anzug und Knopf im Ohr.

An der Rezeption heißts „Njet“ kein Zimmer. Gibt’s ja nicht. Liegts an der kurzen Hose? Am Staub – am Panda? Bitte ein Zimmer – wir schlafen auch am Boden, aber nicht mehr in die Stadt, in den Regen hinaus. Sie erbarmt sich und fängt an andere Hotels durchzurufen. Niemand will uns.

Dann bekommen wir doch ein Zimmer. Sie sagt noch leider ohne Fernseher. Ein harter Schlag – den können wir aber auch noch verkraften.

Gar nicht teuer für das Ambiente.

Schnell eine Dusche und lange Hosen angezogen und rauf in den ersten Stock ins Restaurant.

Das ist eine große Halle, links eine Bar, rechts Tische.

Wir bekommen tatsächlich noch was zu essen – und ja Bier auch.

Nach dem Essen – hmm irgendwas ist komisch hier? An den Tischen nur Männer – an der Bar lauter junge hübsche Mädels.

Hin und wieder steht einer von den Typen auf – geht zu den Mädels rüber und verschwindet mit einer von ihnen im Stiegenhaus. So werdens immer weniger.

Wir trinken Bier und beobachten das Ganze bis es uns dämmert:

Das ist kein Hotel. Wir sind im Puff. Nobelpuff zwar, aber Puff ist Puff.

Drum wollte sie uns auch sofort kein Zimmer geben und deswegen auch die finsteren Security Typen beim Eingang.

Wir gehen schlafen. Vorher beobachten wir noch wie einer von den Russen vom Tisch aufsteht zur Bar hingeht – mit den Händen Getränke ordert und direkt auf die Budel speibt. War allen dort wurscht.

Nach dem Ural wird’s irgendwie klischeemäßig russischer.

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