1. Tag, Montag, 3. September 2007, Ulaanbaatar

Es ist kurz nach 7 Uhr Früh Ortszeit als wir noch etwas verschlafen im Taxi sitzen das uns vom Chinggis Khaan (!) International Airport ins 20 km entfernte, relativ neue Chinggis Khaan (!) Hotel bringen soll. Nach 7 Stunden von Moskau in einer dreistrahligen Tupolew Tu-154 der Aeroflot - war nur ganz wenig laut. Welch ein Höhepunkt der sowjetischen Luftfahrtindustrie der 70er Jahre - vor allem das dunkle Türkisgrün im Cockpit das für so viele russische Flugzeuge typisch ist.

Das die Abgase des Taxis - offenbar chinesischer Provenienz - ins Fahrzeuginnere entsorgt werden stört uns nicht so sehr wie die Menschen die rechts und links vor uns auf die Straße springen und sie in offenbar suizidaler Absicht überqueren zu versuchen. Der Taxler weicht aus so gut es auf den Straßen halt geht - dabei kommt er natürlich dem Gegenverkehr in die Quere - das trägt nicht gerade dazu bei uns sicherer zu fühlen. Montag Früh Rush Our in Ulaanbaatar. Super!

Nach dem Einchecken sofort zum Panda – der in der Hotelgarage parken soll. Ist er überhaupt noch da? Wenn ja springt er nach einem Monat Stehzeit überhaupt noch an? Bekommen wir ihn ausgehändigt? Was mach ma da überhaupt?

Da wären nämlich noch zwei Kleinigkeiten. Erstens haben wir nur ein One-Way-Ticket nach Ulaanbaatar – d.h. kein Panda – kein Auto – 10 Tage Transsib nach Moskau zurück – und wer will das schon! Zweitens hat der Panda die Fahrt von Wien über Russland nach Ulaanbaatar nicht so ganz einwandfrei überstanden – hinten links ist die mittlere der drei Blattfedern gebrochen.

Das wussten wir natürlich und haben deshalb zwei Blattfedern vom Fiat-Ausbandler und Werkzeug mit im Gepäck. Dem mongolischen Zoll hätten wir sie als österreichische Musikinstrumente verkauft – hätte er gefragt.

Und ja da steht er – verstaubt in der dunklen Hotelgarage. Super! Er springt sogar an – nur so als Test. Wir machen uns sofort an die Arbeit. Auto mit Wagenheber rauf, Rad runter, zangel, zangel, Rostlöser hilft bei der Demontage der Blattfedern, beim Zusammenbau verwindet sich die Hinterachse – wir können die Federn nicht mehr zusammenschrauben – wir behelfen uns mit einem Seil aus dem Fundus des Autos, das wir nach vorne binden und mit einem Hammerstiel verdrillen – so üben wir Zug auf die Hinterachse aus – es funktioniert!



Nach 3 Stunden in der finsteren
Hotelgarage ist das neue Federnblatt eingebaut und der Panda steht wieder auf allen vier Rädern. Das freut auch den Garagenbewacher der uns die ganze Zeit interessiert zugesehen und uns mit der Taschenlampe immer geblendet hat. Er wollt uns ja nur helfen.

Nach dem verdienten Nachmittagsschlaf haben wir noch eine organisatorische Aufgabe vor uns. Jedes ausländische Auto in der Mongolei – so ca. 100 werdens schon sein inkl. unseres Pandas – brauchen eine mongolische Autoversicherung für ausländische Autos (dürfen ja auch erst seit ein paar Jahren in die Mongolei hinein). Alles was wir haben ist der Namen der Company bei der man möglicherweise so was bekommen könnte und das Wissen das sie in Ulaanbaatar ist. Vielleicht kann man uns an der Rezeption weiterhelfen. Man konnte. Wir bekommen eine Adresse in Gehweite des Hotels Richtung Innenstadt – ein rotes siebenstöckiges Bürogebäude solls sein.

Wir finden die Adresse relativ schnell – am Weg wundern wir uns nur kurz über die vielen hübschen jungen Mongolinnen – fünfter Stock – Mung Datgaal Insurance Company. Statt der Türschnalle ein Loch in der Tür im fünften Stock – nach langem Klopfen verstehen wir – keiner mehr da! Auch gut!

Die weitere Stadtbesichtigung beschränkt sich auf das Regierungsviertel und den großen Platz mit dem Chinggis Khaan (!) Denkmal.





Neben dem großen Platz ist Dave´s Place – eine Bar – bestehend aus zwei Punschhütten und ein paar Heurigenbankerln. Dave ist Engländer und Botschaftsangestellter der nebenbei die Bar betreibt. Er sitzt vor einer dieser Punschhütten und schaut ziemlich von seinen eigenen Produkten gezeichnet aus. Es ist der Endpunkt der London-Mongolia-Rallye. Wir freuen uns auf ein Khan Bräu – das lokale Bier. Doch schwer, sehr schwer wiegt die Enttäuschung – das kann man ja nicht saufen. Noch nie so ein grausliches Bier getrunken. Der Gründer des Khan Bräu soll ein Deutscher sein – naja – wahrscheinlich zweiter Bildungsweg. Vor Dave´s Place zwei ziemlich übel zugerichtete Teilnehmerautos der Rallye – eines schleppen sie gerade ab. Ein paar Tage später werden wir wissen warum.









Wir gehen ins Hotel zurück. Am Abend dann besuchen wir das Khan Bräu selber, ein bekanntes Lokal in der Innenstadt und würgen das gleichnamige Bier hinunter. Auf dem Weg wieder zurück ins Hotel fällt die spärliche Straßenbeleuchtung auf – ganz Ulaanbaatar ist ziemlich finster und es sind viele Menschen auf der Straße. Kurz vor dem Hotel kommen wir nicht so ganz an einer Bar vorbei. Dort gibt’s auch anderes Bier – endlich. Wir lernen Sodo kennen, einen Hauptmann der mongolischen Armee. Er war in Deutschland auf Austausch und spricht ziemlich gut Deutsch. Ulaanbaatar will er uns zeigen – gleich am nächsten Tag. Leider keine Zeit. Er gibt uns aber Tipps für die Reise.

1 Kommentar:

Ruffy91 hat gesagt…

Hey,
Bin durch Zufall auf euren Bericht getroffen.
Ich fand die Idee recht seltsam und doch irgendwie genial...

Wie dem auch sei,
Werd mich täglich durch die berichteten Tage hangeln, wenn ich es schaffe.
Freut euch also (nach 3 Jahren) auf ein paar Kommentare ^^