12. Tag, Freitag, 14. September 2007, M6 - Voronez - Kursk - Grenze

Schon wieder halb 8. Gar nicht so schlecht geschlafen im Hotel Panda. Bissl steif noch wird Kaffee gekocht.

Jetzt reichts langsam mit Russland – wir wollen in die Ukraine. Ukraine ist
wirklich Europa. Oder doch nicht?

Die Fahrt geht weiter durch eine leicht hügelige Ebene – sehr ländliches Gebiet - die südwestrussischen Schwarzerderegion - eine der Kornkammern Russland. "...fett wie die russische Erde..."

Dann Voronez. Gut beschildert – wir folgen den Schildern nach Kursk. Die sind plötzlich aus. Dann halt so weiter. Ungefähr die Richtung halten. Die Ausfallstraße ist ein einziges Chaos – riesige Löcher in den Straßen. Lacken. Tiefe Lacken. Sehr tiefe Lacken. Einer hat aus lauter Verzweiflung in einer dieser Löcher gleich halbert seinen Lada versenkt.














Voronez, am Don gelegen, ist allseits durch die gute Luft bekannt, "fast" keine Industrie rundherum. Angeblich wird man hier nicht viel älter als 40 Jahre. Wird auch Sektor Gasa genannt.

Die Straße nach Kursk ist gut, die Gegend geht ländlich weiter.

Um Kursk herum eine Umfahrungsstraße. Gleich zu Beginn wieder einer dieser Checkpoints. Diesmal werden wir rausgewunken. Der Polizist schaut mit seinem dunklen Cape wie Batman aus. Diesmal interessiert er sich für unser Gepäck. Wir müssen die Taschen aufmachen. Mit seinem schwarz- weiß geringelten Stab – den in Russland alle Polizisten haben – so eine Art Insignie halt – klopft er auf die Taschen und stierlt rein. Dann dürfen wir weiterfahren. Keine Ahnung was der wollte.

Gut, wenigstens müssen wir nicht durch Kursk durch. Es ist die letzte russische Stadt. 200 km bis zur ukrainischen Grenze noch.

Die Straße führt durch kleine Dörfer – auch hier ziemlich desolat. In einem der Dörfer ein Checkpoint – wieder werden wir aufgehalten. Papiere kontrolliert. Nach kurzer Zeit dürfen wir weiterfahren.

Kurze Regenschauer zwischendurch.

Es ist schon kurz vor 16 Uhr als wir den kleinen Grenzübergang erreichen. Welche Zeitzone wiedermal? Keine Ahnung.

Vielleicht 10 Auto vor uns, daneben zwei LKWs – könnte schnell gehen.

Könnte.

Stundenlang tut sich nichts – hinter uns jede Menge Autos. Die LKWs dürfen immer wieder rein – aber nicht die Autos. Dann darf das erste fahren. Schranken wieder zu.

Es ist schon dämmrig als wir durchdürfen. Russischer Zoll. In welches der Hütteln müssen wir rein? Ah da winkt einer. Zolldeklaration ausfüllen! Aber in English please, not cyrrilic! Können wir schon – dauert fast gar nicht lang. Was jetzt? Warum sagt uns niemand was?

Raus zum Auto? Oder da warten oder ganz was anderes?

Aha raus zum Auto – alle Türen auf – Motorhaube auf – alle Taschen raus – alle Taschen auf und einzeln vor den gestrengen Augen zweier Zöllner wieder einräumen. Diesmal wird der Inhalt genau inspiziert.

Dann ins nächste Hüttl auf der anderen Seite der Straße. Dort werden uns die russischen Autopapiere abgenommen. Passkontrolle für den Panda quasi.

Wir dürfen ein Stück weiter fahren. Anstellen bei der Passkontrolle. Endlich werden wir die Immigration Card los. Mit dem Visa passt was nicht! Was? Wir haben ja auch rein dürfen nach Russland – laßts uns endlich raus. Kurze Diskussion im Inneren des Hüttls – endlich wird abgestempelt. Kurz packts der Abstempler auch nicht daß wir in Tashanta eingereist sind. Er schüttelt nur verwundert den Kopf.

Fertig. Wir dürfen Russland verlassen – was wir unverzüglich tun.

100 m, 5 LKWs und ein paar Auto weiter die ukrainische Grenze. Ein unbeschreibliches Chaos. Ein großer LKW mit Anhänger will auf der Straße umdrehen – wieder in die Ukraine zurück – kommt aber an den Autos nicht vorbei und steht quer zur Straße – sperrt sie quasi ab. Kurz versuchen ein paar Auto noch vor ihm vorbeizufahren. Jetzt stehen auch die Autos quer.

Wir schauen uns das Chaos in der Dunkelheit an.

Schauen uns an. Legen den Allrad ein und fahren hinter dem LKW-Anhänger - durch den Gatsch und die Wiese – vorbei. Vorbei auch an den erstaunten Augen der ukrainischen Zöllner und zur Gaudi der LKW-Fahrer die unsere Aktion beobachtet haben.

Jetzt stehen wir vor der LKW-Sperre. Viel hats uns aber nicht gebracht. Dem LKW-Fahrer gelingt es mit Hilfe der Zöllner den LKW doch umzudrehen.

Dann wieder Warterei. Hin und wieder gehen Menschen s vorbei – verschwinden im Hüttl neben der Straße. Kommen wieder raus und fahren kurze Zeit später an uns vorbei. So kann man sich die Poleposition in der Ukraine also erkaufen. Von den korrupten ukrainischen Zöllnern haben wir schon gehört.

Nach langer Warterei sind wir dran. Rein ins Hüttl. Passkontrolle und Autopapiere will er sehen. Gleich zu Beginn macht er die internationalste aller Handgesten – er will Geld sehen. Wir geben ihm 10 US$ - er stempelt einen Pass ab – für den anderen will er wieder Geld haben – die 10 US$ sind ihm offenbar für zwei Österreicher zu wenig. Kriegt er aber nicht – wir schauen ihn böse an. Mißmutig und sichtlich zuwider stempelt er den andern ab.

Er begleitet uns hinaus, er redet aufgeregt in sein Funkgerät – mehrfach hören wir „Austria“.

Vorne an der Straße stehen Container. Dort sollen wir hinfahren. Zollkontrolle.

Zu unserer Überraschung ist der Zöllner dort freundlich – er verschwindet nur mit unseren Pässen im Container – will der vielleicht auch Geld haben. Nach geraumer Zeit kommt er wieder raus – frägt uns ob wir „narkotika“ mithätten, formt die Finger zu einer Pistole – wie es auch Kinder machen – Nein, Waffen führen wir auch nicht spazieren! – Er verabschiedet uns freundlich. Wir müssen nicht mal die Taschen ausräumen.

Und wir sind in der Ukraine. Insgesamt sieben Stunden hat der Grenzübertritt gedauert. Sieben Stunden!

Aber wohin jetzt. Wir schauen auf die ukrainische Straßenkarte. Keine Stadt weit und breit. Nur Dörfer. Und jetzt nach 11 wird auch nix mehr offen haben hier.

Da ein Straßenschild – es weist nach Kiew – super hier schon Straßenschilder – sogar zweisprachig in kyrillischer und lateinischer Schrift – lang nicht mehr gelesen.

Aber es bleibt leider für diese Nacht das einzige.

Laut unserer Karte muß in ca 30 km eine große Straße kommen, die Richtung Kiew führt – die wollen wir heute noch ein Stück entlangfahren – vielleicht finden wir ja doch noch ein Hotel oder Pension.

Laut Karte ist die Kreuzung mit dieser Straße zwischen zwei Dörfern. Na fahr ma mal. Im ersten Dorf müssen wir gleich mal umdrehen. Richtung stimmt nicht. Danke Gecko.

Sehr unbeleuchtet hier alles. Im Dunklen ist die Abzweigung bzw. eigentlich muß das eine große Kreuzung sein – nicht zu erkennen.

Schon sind wir im nächsten Dorf. Mist. Abzweigung verpaßt. Umdrehen. Zurückfahren.

Schon wieder im ersten Dorf. Umdrehen. Zurückfahren. Wo ist die Abzweigung?

Zweimal fahren wir zwischen den Dörfern hin und her. Da ist keine Abzweigung bzw. Kreuzung oder ist es einfach nur so finster dass wir sie nicht erkennen.

Wir geben auf und fahren in Richtung des nächsten größeren Ortes – Shostka. Als wir einen Feldweg erkennen, biegen wir ab, fahren ein Stück und stellen den Panda in ein Feld – wir verstecken ihn wieder.

Hotel Panda. Was bleibt uns übrig. Nur kalt ists da.
Keine Lust mehr was zu kochen.
Gute Nacht!

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